Eine sorgfältige Baugrunderkundung ist für einen sicheren Bau unbedingt notwendig. Dies zeigt der Erdfall, der sich im November 2010 im thüringischen Schmalkalden ereignete, deutlich. Bei dem Erdfall entstand „aus dem Nichts“ ein riesiger Krater, der zahlreiche Gebäude beschädigte. Solche Vorfälle können jedoch effektiv vorgebeugt werden – mit einer Baugrunderkundung. Wieso dieser Vorgang so wichtig ist und wie die Untersuchungen durchgeführt werden, erfahren Sie im Folgenden.
Alles auf einen Blick:
- Die Baugrunderkundung dient der Bestimmung, ob ein Boden der anzunehmenden Baulast eines Gebäudes standhalten wird.
- Geregelt sind die vorgeschriebenen Normen in der DIN 4020, die für die Sicherheitsnachweise nach DIN 1054 unterschiedliche geotechnische Untersuchungen erfordert.
- Für die Berechnung der Messwerte werden – abhängig von der Beschaffenheit des Grundstücks – verschiedene Verfahren wie Bohrungen, Labor- und Felduntersuchungen angewandt.
- Der Preis für ein solches Gutachten liegt zwischen 500 und 1.000 Euro und hilft, deutlich höhere Folgekosten im Nachgang zu vermeiden.
Begriffsklärung
Mit der Baugrunderkundung ermittelt ein Gutachter, ob der Untergrund für den geplanten Bau geeignet ist. Anhand geotechnischer Untersuchungen werden verschiedene Werte wie die Tragfähigkeit des Bodens ermittelt.
Was ist eine Baugrunderkundung?
Eine Baugrunderkundung ist ein wichtiges Gutachten, um die Beschaffenheit und die Eignung des Untergrunds zu klären und eventuelle Besonderheiten mithilfe geotechnischer Untersuchungen festzuhalten. Für diesen geotechnischen Bericht werden die Untersuchungen an Aufschlüssen vorgenommen. Mit Aufschlüssen sind die Stellen der Erdoberfläche gemeint, an denen Gestein offen zu Tage tritt, wodurch das zu untersuchende Material zugänglich wird.
Für die Bemessung werden sogenannte Setzungen vor dem Bau eines Gebäudes berechnet. Darunter ist im Bauwesen die langsame Senkung eines Bauwerks oder Gesteinkörpers durch Verdichtung des Bodens zu verstehen. Dies kann durch beispielsweise Bodenpressung geschehen. Der Baugrund darf nämlich die Grenzlast und Grundbruchlast nicht überschreiten. Als Grenzlast wird die Last bezeichnet, bei der gerade so keine schädlichen Setzungen entstehen. Die Grundbruchlast ist der Grenzwert der Tragfähigkeit des Baugrunds.
Warum ist sie notwendig?
Bevor Sie ein Gebäude auf einem Grundstück bauen, sollten Sie sich Informationen zur Baugrundschichtung einholen. Die DIN 4020 in Verbindung mit der DIN EN 1997-1 beziehungsweise DIN EN 1997-2 stellt dabei vor Baubeginn sicher, dass die Beschaffenheit und Eigenschaften des Bodens bekannt sind und keine Altlasten im weiteren Bau-Verlauf auftreten.
Zudem nimmt der Bauleiter die Ergebnisse des geotechnischen Berichts als Basis für die weitere Planung und Bauausführung. Sie vermeiden so zu einem späteren Zeitpunkt hohe Folgekosten für Reparaturen auf einem ungeeigneten Bau-Abschnitt und sichern sich gegen Baugrundrisiken ab.
DIN Vorschriften
Die DIN 4020 schreibt zusammen mit der DIN EN 1997-1 und der DIN 1054 die einzuhaltenden Verfahren und Normen für den Baugrund vor. Diese DIN legt drei Kategorien für die geotechnischen Untersuchungen der Bauwerke fest.
Welche DIN regelt die Baugrunderkundung?
Die DIN 4020 regelt in Verbindung mit DIN EN 1997-2 die notwendigen geotechnischen Untersuchungen für bautechnische Zwecke.
Was ist die DIN 4020?
Die DIN 4020 legt die Normen für geologische Untersuchungen im Bauwesen in Deutschland fest. Diese Untersuchungen sind Voraussetzung für die Sicherheitsnachweise des Baugrunds nach DIN 1054, die Sie im Erd- und Grundbau eines Gebäudes unbedingt benötigen.
Die DIN 4020 legt drei geotechnische Kategorien für den Baugrund fest, die mit der europäischen Norm DIN EN 1997-1 verbindlich wurden.
- Kategorie 1: Einfache Bauwerke auf ebenem, tragfähigem Grund, die keinen Einfluss auf das Grundwasser oder die Umgebung haben. Dies ist die beste Kategorie.
- Kategorie 2: Alle Bauvorhaben, die nicht einer der beiden anderen Kategorien zugewiesen werden können.
- Kategorie 3: Bauvorhaben mit schwierigen Konstruktionen und Baugrundverhältnissen, die erweiterte geotechnische Kenntnisse erfordern.
Methoden
Bei der Baugrunduntersuchung gibt es verschiedene Verfahren zur Ermittlung der Werte. Laboruntersuchungen gehören genauso dazu wie Bohrungen. Aus dem Ergebnissen der geotechnischen Untersuchungen nach den DIN 4020 Normen stellt der fachkundige Sachverständige ein Gutachten aus, das Sie für das weitere Bauvorhaben nutzen können.
Welche Methoden zur Baugrunderkundung gibt es?
Ziel der geotechnischen Untersuchung im Zuge der Erkundung muss es immer sein, die Schichtenfolge des Bodens zu bestimmen. Dazu gehört die Bestimmung der Eigenschaften, Neigung und Intensität der Schichten. Vor allem müssen alle Schichten erfasst werden, die die Setzung bei einem Hausbau beeinflussen. Dafür kommen folgende Abschnitte in Frage:
Voruntersuchung
In einem ersten Abschnitt der Baugrunduntersuchung werden direkte, bereits bestehende Aufschlüsse und örtliche Erfahrungen zu Rate gezogen. Dabei wird ermittelt, welche Fels- und Bodenarten in welcher Schichtung vorliegen. Einen Gutachter aus Ihrer Nähe zu beauftragen macht allein deshalb schon Sinn, da er sich mit den regionalen Bodenschichten bestens auskennt und so über umfangreiche Vorkenntnisse verfügt.
Messwerte ermitteln
Im zweiten Abschnitt erfolgen zur Ermittlung der notwendigen Messwerte nach DIN Normen spezielle Bohrungen, Drucksondierungen, und Grundwassermessungen. Dafür werden Schürfe ausgegraben und Grundwasser- sowie Bodenproben genommen, die im Labor untersucht werden. Bei Bedarf wird auch ein Versickerungsversuch durchgeführt.
Welches Verfahren genau angewendet wird, ist von den Gegebenheiten auf dem entsprechende Grundstück abhängig. So macht es für die geotechnischen Untersuchungen, beispielsweise bei Bohrungen, einen Unterschied, ob der Grund bereits verbaut wurde oder noch unberührt ist. Bohrungen können nämlich in Erkundungsbohrungen und Bohrungen für einzelne Bauwerke unterschieden werden. Erstere werden bei der Planung eingesetzt, zum Beispiel für Verkehrswege oder Deponiestationen. Dabei wird in größeren Abständen gebohrt, um nach einer ersten Analyse das Bohrnetz zu verdichten. Zu Bohrungen für das Bauwerk kommt es, wenn das Bauwerk bereits existiert. Die Anzahl der Bohrungen sowie die Lage werden dabei den Ergebnissen aus der Erkundungsbohrung angepasst.
Bei Erkundungen des Baugrunds im Fels kommt es auf die Bestimmung der Festigkeit, der Wasserführung in den Klüften und dem Trennflächengefüge an. Unter dem Trennflächengefüge des Felsen ist nichts anderes zu verstehen, als die Vermengung der unterschiedlichen Oberflächen, die sich zu einem Gefüge zusammentun. Durch diesen willkürlichen und rauen Zusammenschluss ergeben sich für den Fels individuelle Eigenschaften bei der Wasserdurchlässigkeit. Daher ist es wichtig, im Fels stets den Kluftabstand, die Kluftdichte und den Durchtrennungsgrad zu bestimmen.
Wer führt eine Baugrunderkundung durch?
Ein sachverständiger Gutachter stellt bei der Erkundung des Baugrunds fest, ob Ihr gewünschtes Bauvorhaben den Anforderungen der Normen der DIN 4020 standhalten. Er stellt ein Konzept auf, wählt die geeigneten Verfahren zur geotechnischen Untersuchung aus, beauftragt die Arbeiten und kontrolliert diese. Die Ergebnisse hält er fest und fasst diese in einem abschließenden Bericht zusammen. Am Ende erstellt der Fachmann ein umfangreiches Gutachten.
Dafür benötigt der Gutachter einige Unterlagen vom Bauherrn: Ein Lageplan ist ebenso sinnvoll wie der Grundriss des späteren Gebäudes. Die voraussichtlichen Lasten sowie die beabsichtigte Nutzung des Gebäudes sollte er ebenfalls erhalten, um ein detailliertes Gutachten zu ermöglichen.
Kosten
Die Kosten für ein Baugrundgutachten ist vom Umfang der Untersuchungen zum bautechnischen Zwecke abhängig und liegen in der Regel zwischen 500 und 1.000 Euro. Je umfangreicher die Bohrungen und Probenentnahmen, desto teurer.
Was kostet eine Baugrunderkundung?
Eine Erkundung des Baugrunds kann, abhängig von der Größe, der Lage und der Beschaffenheit des Untergrunds ein aufwendiger Prozess sein. Daher schwanken die Preise zwischen 500 Euro und 1.000 Euro. Das ist auf den ersten Blick eine Menge Geld, allerdings sparen Sie sich mit einem professionell durchgeführten Baugrundgutachten mögliche Folgekosten, auch wenn das Baugrundrisiko bestehen bleibt. Denn durch die Erkundung können Sie vorgefertigte Baupläne vor dem Baubeginn anpassen.
Eine Regelung, welche vorgenommene Leistung wie vergütet wird, legt die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) fest. Jeder professionelle Fachmann wird diese Normen einhalten – daher sollten Sie bei Rechnungen unter 500 Euro vorsichtig sein. Entweder ist die erbrachte Leistung nicht mit den Vorgaben der DIN 4020 abgedeckt oder die Fachkraft hat einen zu geringen Satz berechnet, was ein Hinweis auf mangelnden Qualitätsanspruch sein kann.
Welche Grundleistungen gehören zu einer Baugrunderkundung?
Für die Erkundung des Baugrunds ist eine Voruntersuchung des Bodens ebenso wichtig wie die Beauftragung der Arbeiten. Vom Gutachten können Sie auch die Beschreibung des Verhältnisses erwarten, in dem die Messungen ausgewertet und die Baugrundwerte festgelegt sind. Zudem sollte es eine Beurteilung auf Basis geotechnischer Parameter geben. Hinweise auf anzunehmenden Setzungen sind ebenfalls zu erwarten.
Klären Sie vor der Beauftragung unbedingt mit dem Gutachter ab, welche Leistungen eingerechnet sind und welche nicht. Gerade die Beauftragung der Arbeiten können Sie bei entsprechendem Wissen auch selbst übernehmen.
Fazit
Eine Baugrunderkundung lohnt sich für alle Privatpersonen, die ein Wohnhaus oder ein anderes Gebäude errichten wollen. Bei diesem Vorgang wird der Boden und die jeweiligen Schichten geotechnisch untersucht: Durch Bohrungen, Bodenproben und andere Prozesse wird ermittelt, ob sich dieser Untergrund für das geplante Vorhaben eignet und die Grenzlast nicht überschritten wird. Grundlage sind die Normen in der DIN 4020, die wiederum essentiell für die Sicherheitsnachweise nach DIN 1054 sind.
Die geotechnische Erkundung sollten Sie vor Baubeginn in Auftrag geben, um Pläne anpassen und potenzielle Risiken minimieren zu können. Ein kompetenter Gutachter wertet die dabei eingeholten Informationen aus und hält diese schriftlich fest. Die relativ große Spanne von 500 bis 1.000 Euro ergibt aus dem Umfang der vorgenommenen Leistungen und ist einzeln in der HOAI einsehbar.