Es sollte nicht vorkommen, passiert aber dennoch häufig: Mängel und Pfusch am Bau. Sogar bei einem neu gebauten Haus kann es unschöne Überraschungen, wie feuchte oder rissige Wände, geben. Doch wer trägt die Schuld und muss für den Schaden am Haus aufkommen? Nicht selten wandern solche Streitigkeiten vor Gericht. Ein spezieller Gutachter muss dann den baulichen Zustand untersuchen und die Ursachen aufdecken.
Alles auf einen Blick:
- Ein Bausachverständiger untersucht vor allem Bauschäden und dokumentiert seine Ergebnisse in einem Gutachten.
- Seine Auftraggeber kommen aus dem privaten, gewerblichen und öffentlichen Bereich, zum Beispiel Hausbesitzer, Gerichte oder Bauträger.
- Jemand, der Baugutachter werden möchte, muss neben einem hohen Maß an Fachwissen auch über persönliche Kompetenzen wie Unparteilichkeit und Gewissenhaftigkeit verfügen.
- Die Ausbildung zum Sachverständigen ist eine Weiterbildung, deren Kosten er selbst tragen muss und die sich auf etwa 2.000 Euro belaufen.
- Nach der Zertifizierung erhält ein Sachverständiger im Bauwesen zwischen 40.000 und 50.000 Euro brutto im Jahr, mit zunehmender Spezialisierung und Berufserfahrung bis zu 90.000 Euro brutto.

Aufgaben
Die Hauptaufgabe von Bausachverständigen ist es, Schäden und Mängel am Bau zu untersuchen und die Erkenntnisse in einem Gutachten für ihren jeweiligen Auftraggeber festzuhalten. Deshalb wird ein Bausachverständiger auch Baugutachter genannt.
Was sind die Aufgaben eines Bausachverständigen?
Das Aufgabengebiet eines Bausachverständigen liegt vor allem in der Einschätzung von Schäden am Bau. Die Fälle können sowohl während des Neubaus als auch im Nachhinein entstanden sein. Dies herauszufinden ist Aufgabe des Gutachters. Der Experte berät die Geschädigten zudem zu den nötigen Sanierungsmaßnahmen. Zu seinen Aufgaben gehören:
- Beurteilung von Schäden
- Ermittlung der Schadensursachen
- Fachliche Klärung von Streitigkeiten (gerichtlich und außergerichtlich)
- Begleitung und Überwachung des Bauprozesses
- Beratung beim Hauskauf
- Bewertung von Immobilien

Was sind Tätigkeitsfelder eines Bausachverständigen?
Bausachverständige arbeiten entweder in einem Zusammenschluss mehrerer Sachverständiger oder selbstständig. Im Grunde genommen kann jeder einen Sachverständigen beauftragen: Zum einen der Privatmann, der ein Haus kaufen möchte und sich den einwandfreien Zustand dieses Hauses versichern lassen möchte, zum anderen ein Gericht, das über einen Baupfusch verhandelt. Daneben gibt es noch eine lange Liste möglicher Auftraggeber:
- Besitzer von Immobilien
- Käufer und Verkäufer von Immobilien
- Bauunternehmen und Bauträger
- Architekten
- Gerichte
- Anwälte
- Mieter und Vermieter
- Öffentliche Träger aus Bund, Ländern und Gemeinden
- Banken
- Versicherungen
Welche Arten von Bausachverständigen gibt es?
Der Beruf des Sachverständigen für das Bauwesen ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Deshalb gibt es unterschiedliche Bezeichnungen, unter denen ein Baugutachter arbeiten kann:
- Zertifizierte Sachverständige: durch eine private Zertifizierungsstelle ausgebildet und zertifiziert
- Vereidigte Sachverständige: von Gerichten für die Erstellung eines Gutachtens bestellt
- Amtlich anerkannte Sachverständige: von amtlichen Organisationen (zum Beispiel TÜV oder Dekra) eingesetzt
- Staatlich anerkannte Sachverständige: von Bund und Ländern angestellt
- Privatrechtlich anerkannte Sachverständige: in Verbänden organisiert, oftmals für spezielle Fachgebiete
Fähigkeiten und Voraussetzungen
Wer Baugutachter werden möchte, sollte neben einem ausgeprägten fachlichen Vorwissen einige persönliche Stärken mitbringen.
Was sollte ein Bausachverständiger mitbringen?
- Expertise: Diese sammelt ein Sachverständiger über Ausbildung, Studium und mehrjährige Berufserfahrung in einem einschlägigen Bereich, zum Beispiel in einer Ausbildung als Dachdecker oder in einem Studium im Bauingenieurwesen.
- Fachwissen: Ein Bausachverständiger sollte bereits vor der Weiterbildung über Grundwissen in einem Spezialgebiet, zum Beispiel Brand-, Wärme- oder Schallschutz, verfügen.
- Neutralität: Die Fähigkeit, unparteiisch und unbeeinflussbar zu bleiben, ist unerlässlich für professionelle Gutachter. Sympathien und Freundschaften dürfen bei einer objektiven Einschätzung keine Rolle spielen.
- Belastbarkeit: Auf den Schultern des Sachverständigen lastet häufig eine große Verantwortung. In Gerichtsverhandlungen ist sein Gutachten nicht selten das Zünglein an der Waage. Fehler eines Gutachters können weitreichende Konsequenzen haben. Er muss auch unter diesem Druck fachlich einwandfreie Arbeiten erstellen.
- Sorgfalt: Ein Fachmann muss auch den kleinsten und verborgensten Mangel erkennen, untersuchen und umfänglich dokumentieren. Dabei muss er gewissenhaft und verantwortungsvoll vorgehen.

Ausbildung
Der Beruf des Bausachverständigen ist keine klassische Berufsausbildung, sondern eine Weiterbildung. Wer die nötige Qualifikation dafür besitzt, lernt in der Ausbildung alles über die Tätigkeit als Sachverständiger und die Gutachtenerstellung.
Was sind die Voraussetzungen für eine Ausbildung?
Um sich zum Bausachverständigen weiterbilden zu können, muss ein Berufsanwärter eine ausreichende Expertise in einem einschlägigen Bereich nachweisen. Seine Qualifikation muss er durch ein Abschlusszeugnis nachweisen, zum Beispiel in Form eines Meisterbriefes oder eines Studienabschlusszeugnisses. Einzelne Ausbildungsinstitute lassen auch Gesellen mit langjähriger Berufspraxis (mindestens 7 Jahre) zu. Es gibt keine Standard-Berufsausbildung. Sie muss nur in weitesten Sinne aus dem Bereich des Bauwesens stammen.
Grundlegende Berufsausbildungen können sein:
- Meister aus dem Handwerk, zum Beispiel Maler, Dachdecker, Metallbauer, Maurer
- Meister aus der Bautechnik, zum Beispiel Bauzeichner, Baustoffprüfer, Geomatiker, Vermessungstechniker
- Staatlich geprüfter Techniker, zum Beispiel Bautechniker, Werkstofftechniker, Metallbautechniker, Bauwerkserhaltungstechniker
Grundlegende Studiengänge sind zum Beispiel Bauingenieurwesen, Immobilienwirtschaft oder Architektur.

Wie werden Sie Bausachverständiger?
Wer die erforderlichen Qualifikationen besitzt, kann sich ein Ausbildungsinstitut auswählen und mit der Weiterbildung beginnen. Sie können die Weiterbildung nebenberuflich, in Intensivkursen oder im Fernstudium absolvieren.
Die nebenberufliche Weiterbildung läuft parallel zum Vollzeitberuf und ohne Arbeitsausfall ab. Intensivkurse vermitteln die Informationen komprimiert in wenigen Tagen. Die Variante des Fernstudiums ermöglicht eine flexible, individuelle Zeiteinteilung. Nach bestandener Prüfung kann der Sachverständige direkt in den Beruf einsteigen.
Welche Anbieter gibt es für die Ausbildung zum Bausachverständigen?
In der Wahl ihres Ausbildungsinstituts sind die zukünftigen Sachverständigen komplett frei. Da es ein reichhaltiges Angebot gibt, lohnt sich ein Vergleich der Bildungseinrichtungen. Das Augenmerk sollte dabei besonders auf folgenden Punkten liegen:
- Vereinbarkeit mit dem Alltag: Art der Weiterbildung (nebenberuflich, Intensivkurs, Fernstudium)
- Eigene Interessen: Schwerpunkte der jeweiligen Ausbildungspläne
- Kosten: Unterschiede zwischen den Ausbildungsstellen
- Nähe zum Wohnort: Zweigstellen großer Institute oder lokale Anbieter
Beispiele für Unternehmen und Verbände, die eine Weiterbildung zum Bausachverständigen anbieten, sind:
- Dekra
- TÜV
- Industrie- und Handelskammer (IHK)
- ING-Kolleg
- Bayerische
- BauAkademie
- Sachverständigen Ausbildungs- und Kompetenzzentrum Modal
- Sachverständigen Betreuungs- und Weiterbildungs-GmbH (SBW)
- Gutachter-Verbände (wie BDSF oder DGuSV)
Wie läuft die Ausbildung zum Bausachverständigen ab?
Die Ausbildung zum Sachverständigen im Bauwesen beinhaltet vielschichtige Themen. Wie genau diese Themen ausgestaltet und angeordnet sind, liegt in der Verantwortung des jeweiligen Ausbildungsinstituts. Grundsätzlich besteht die Ausbildung zum Bausachverständigen aus vier großen Bereichen, die in mehreren Seminaren vermittelt werden:
Allgemeine Informationen zum Beruf: Dieser theoretische Teil bildet die Grundlage. Hier erhalten die zukünftigen Bausachverständigen Einblicke in die Aufgaben und Tätigkeiten, die sie später im Beruf erwarten. Wichtige Inhalte sind zudem die Außendarstellung, die Pflichten oder die Vergütung eines Sachverständigen.
Fachliches Wissen: In diesem Seminar stehen die fachlichen Grundlagen im Mittelpunkt, die ein Bausachverständiger zur ordnungsgemäßen Ermittlung von Baupfusch kennen muss:
- Arten von Baumängel sowie deren Ursachen und Folgen
- Baukonstruktion und Baustatik
- Bauweisen
- Baustoffkunde
- Feuchteschutz (zum Beispiel Gebäudeabdichtung, Tauwasserbildung, Schimmelpilze)
- Wärmeschutz (Energiesparverordnung, Dämmung)
- Schallschutz (Schallarten, Schalldämmung)
- Brandschutz (Brennbarkeit, Brandschutzmaßnahmen)
Rechtslehre: Ein Sachverständiger ist an gesetzliche Regelungen gebunden. Deshalb ist das Wissen über die rechtlichen Grundlagen, innerhalb derer sich ein Sachverständiger bewegt und nach deren Vorgaben er seine Gutachten erstellt, entsprechend wichtig.
Erstellung eines Gutachtens: Wenn ein künftiger Baugutachter die drei Theorie-Seminare belegt hat, steht das Verfassen des Gutachtens auf dem Plan. Die Aufnahme und Dokumentation von Schäden und Mängeln wird bei einer Ortsbegehung in der Praxis geprobt. Die Hilfsmittel dabei sind schriftliche Notizen, zeichnerische Darstellungen und Fotoaufnahmen.
Welche Weiterbildungen sind möglich?
Baugutachter können sich nach der Zertifizierung zusätzlich weiterbilden beziehungsweise auf bestimmte Fachgebiete spezialisieren. Entsprechende Spezialisierungen sind Schimmel-Gutachter, Gutachter für Mauerwerke, Baugutachter für die Wertermittlung von Immobilien oder für Risse in Boden und Wand.
Oft bietet sich eine Spezialisierung an, die an die jeweilige vorangegangene Berufsausbildung anknüpft. Ein Maurer- und Betonbaumeister spezialisiert sich idealerweise auf die Begutachtung von Mauerwerken. Der Weg zum Bauchsachverständigen für die Wertermittlung von Immobilen macht für Immobilienmakler Sinn.
Gehalt
Um den Beruf des Sachverständigen ausführen zu dürfen, müssen Interessenten eine entsprechende Weiterbildung machen, für deren Kosten von 2.000 Euro sie selbst aufkommen. Beim Einstieg in den Beruf erhält ein Baugutachter etwa 40.000 Euro.
Wie hoch ist das Gehalt während der Ausbildung?
Während der Weiterbildung bekommen die zukünftigen Sachverständigen kein Gehalt. Ganz im Gegenteil, sie müssen selbst für die Kosten der Bildungsmaßnahme aufkommen. Die Kosten belaufen sich auf einmalig etwa 2.000 Euro. Dies kann zwischen den Anbietern etwas variieren.
In der Regel erwerben Sachverständige ihre Zertifizierung parallel zu ihrem ursprünglichen Beruf. Deshalb erhalten sie, bis zum Beginn der Tätigkeit als Sachverständiger, ihr reguläres Gehalt als Maler, Maurer, Bautechniker oder ähnlichem.
Wie viel verdient ein Bausachverständiger während des Berufs?
- Jahresgehalt zum Einstieg: 40.000 – 50.000 Euro
- Jahresgehalt im Durchschnitt: 55.000 Euro
- Jahresgehalt mit Berufserfahrung: 80.000 – 90.000 Euro
Zum Start in den Beruf kann ein Baugutachter mit etwa 40.000 bis 50.000 Euro brutto als Jahreseinkommen rechnen. Je nachdem, ob der Gutachter in einem Sachverständigen-Büro oder selbstständig arbeitet, kann das Gehalt variieren.
Das Honorar eines selbstständigen Sachverständigen ergibt sich aus seiner Leistung, also welche Tätigkeit er ausführt und wie viel Arbeitszeit er dafür benötigt. Je umfangreicher und zeitintensiver die Tätigkeit ist, umso höher sind die Kosten für den Auftraggeber und umso mehr verdient der Experte.
Im Durchschnitt verdient ein Baugutachter im Jahr circa 55.000 Euro brutto. Mit zunehmender Berufserfahrung und Spezialisierung kann das Gehalt oder der Verdienst eines Baugutachters auf 80.000 – 90.000 Euro brutto pro Jahr ansteigen.

Wie können Sie das Gehalt steigern?
Je mehr sich ein Sachverständiger spezialisiert und je länger er Berufspraxis sammelt, umso größer wird seine Expertise in dem Bereich. Dadurch steigt in der Regel sein Einkommen.
Wenn ein Gutachter von einer öffentlichen Instanz oder einem Gericht bestellt wird, ist er dieser Institution unterstellt und darf den Titel des öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen tragen. Dies gilt als Qualitätssiegel. Ein widerrechtliches Führen dieses Titels steht unter Strafe.