Wenn es zu einem Autoschaden kommt und der Schaden für die Kfz-Versicherung berechnet werden soll, spielt der Wiederbeschaffungswert des Fahrzeugs eine Rolle – und zwar sowohl für die Versicherung als auch für den Gutachter. Dieser Wert betitelt den Betrag, der nötig wäre, um auf dem Fahrzeugmarkt ein gleichwertiges Fahrzeug zu erwerben.
- Definition: Wiederbeschaffungswert
- Wann spielt der Wiederbeschaffungswert eine Rolle?
- So definiert sich der Wiederbeschaffungswert beim Auto
- Diese Faktoren beeinflussen den Wiederbeschaffungswert
- So lässt sich der Wiederbeschaffungswert eines Autos berechnen
- Abschreibungstabelle eines Fahrzeugs
- Wiederbeschaffungswert vs. Zeitwert – wo ist der Unterschied?
Definition: Wiederbeschaffungswert
Der Wiederbeschaffungswert eines Autos ist der Betrag, den Sie als Fahrzeughalter aufwenden müssten, wenn Sie ein vergleichbares Fahrzeug in einem ähnlichen Zustand und mit einem ähnlichen Alter erwerben möchten.
Im Gegensatz zum Neuwert berücksichtigt der Wiederbeschaffungswert den Wertverlust durch Faktoren wie:
- Alter
- Abnutzung
- Kilometerstand
Wann spielt der Wiederbeschaffungswert eine Rolle?
Wurde Ihr Fahrzeug beispielsweise beschädigt oder gar geklaut, dann ist für die Versicherung der Wiederbeschaffungswert ein immens wichtiger Wert. Dadurch kann die Entschädigungssumme bei einem Totalschaden festgelegt werden.
Im Schadensfall zahlt die Versicherung in der Regel den ermittelten Wiederbeschaffungswert. Davon werden allerdings mögliche Restwerte des Fahrzeugs abgezogen. Ziel ist es, dass Sie als Versicherungsnehmer den Betrag erhalten, mit dem es möglich wäre, auf dem freien Automarkt einen ähnlichen Gebrauchtwagen zu erwerben, der Ihrem vorherigen Fahrzeug entspricht.
So definiert sich der Wiederbeschaffungswert beim Auto
Definiert wird der Wiederbeschaffungswert als der aktuelle Marktwert eines Fahrzeugs. Es müssen dabei aber alle wertmindernden Einflüsse berücksichtigt werden. Dazu gehören:
- das Alter des Fahrzeugs
- der bisherige Kilometerstand
- der allgemeine Zustand
- eventuelle Vorschäden des Fahrzeugs
Der Wiederbeschaffungswert unterscheidet sich daher vom Neuwert, da der Preis eines fabrikneuen Fahrzeugs nicht direkt vergleichbar ist. Der Wert wird in der Regel von Sachverständigen oder Gutachtern festgelegt, die sich an den aktuellen Marktpreisen orientieren. Die Festlegung des Wiederbeschaffungswerts basiert häufig auf Preisvergleichen von Fahrzeugen, die in derselben Klasse, mit ähnlicher Ausstattung und in vergleichbarem Zustand am Markt angeboten werden.
Diese Faktoren beeinflussen den Wiederbeschaffungswert
Verschiedene Faktoren können den Wiederbeschaffungswert eines Autos beeinflussen. Dazu zählen wie schon erwähnt vor allem Folgende:
- Alter: Ein älteres Fahrzeug verliert schneller an Wert als ein jüngeres Modell.
- Kilometer: Je höher der Kilometerstand, desto geringer fällt der Wiederbeschaffungswert aus, da eine hohe Laufleistung auch mit Verschleiß einhergeht.
- Zustand: Bei der Wertbestimmung von Fahrzeugen spielen Schäden und der generelle Verschleiß eine Rolle – wichtig ist aber auch, wie gut das Fahrzeug bislang gepflegt wurde.
- Marktwert: Der Wiederbeschaffungswert orientiert sich an aktuellen Marktpreisen, die für vergleichbare Fahrzeuge erzielt werden.
- Modell: Bei bestimmten Fahrzeugmodellen kann der Wiederbeschaffungswert entsprechend ein wenig höher ausfallen als bei Standard-Modellen. Gleiches gilt auch, wenn bestimmte Sonderausstattungen im Fahrzeug integriert waren.
So lässt sich der Wiederbeschaffungswert eines Autos berechnen
Die Berechnung des Wiederbeschaffungswerts ist nicht ganz einfach, da es keine einfache Formel dafür gibt, die für jedes Fahrzeug universell anwendbar wäre. Gutachter arbeiten stattdessen mit verschiedenen Bewertungsmethoden und auch Datenbanken, damit sich der Marktwert möglichst genau abbilden lässt.
Wichtig sind vor allem aktuelle Marktpreise für vergleichbare Fahrzeuge. Wer einen ersten Eindruck erhalten möchte, sollte sich vor allem bei Fahrzeug-Händlern und auf Gebrauchtwagen-Börsen umsehen.
Versicherungen und auch Gutachter arbeiten oft mit Tabellen, damit sich der Wertverlust pro Jahr und Kilometerleistung berechnen lässt.
Wichtig: Auch der Zustand des Fahrzeugs sowie generelle Sonderausstattungen spielen eine Rolle, wenn der Wert eines Fahrzeugs berechnet werden soll.
Abschreibungstabelle eines Fahrzeugs
Nachfolgend stellen wir eine beispielhafte Abschreibungstabelle für ein Fahrzeug vor.
Faktor | Wertverlust (Prozent) pro Jahr |
Fahrzeugalter 1 Jahr | 15 Prozent |
Fahrzeugalter 3 Jahre | 30 Prozent |
Fahrzeugalter 5 Jahre | 50 Prozent |
Laufleistung über 50.000 km | Standardabschreibung |
Laufleistung über 100.000 km | zusätzliche Abschreibung |
Je nach konkretem Fahrzeugtyp und vor allem den aktuellen Marktbedingungen können diese Werte natürlich abweichen, da es sich nur um ein Beispiel handelt.
Das Beispiel verdeutlicht allerdings, wie sich der Wiederbeschaffungswert eines Fahrzeugs berechnen lässt:
- Fahrzeugmodell: Mittelklassewagen, 3 Jahre alt
- Neupreis: 30.000 Euro
- Wertverlust nach Abschreibungstabelle: 30 Prozent für 3 Jahre
- Zusätzliche Abschreibung für hohe Laufleistung (über 100.000 km): 10 Prozent
Ermittlung des Basiswerts: Neupreis 30.000 Euro minus 30 Prozent = 21.000 Euro
Anpassung für hohe Kilometerleistung: 21.000 Euro minus 10 Prozent = 18.900 Euro
In diesem Beispiel beträgt der Wiederbeschaffungswert des Fahrzeugs also 18.900 Euro.
Wiederbeschaffungswert vs. Zeitwert – wo ist der Unterschied?
Oft wird der Wiederbeschaffungswert mit dem Zeitwert eines Fahrzeugs verwechselt. Der Zeitwert ist jedoch der aktuelle Wert des Fahrzeugs ohne die Berücksichtigung der Wiederbeschaffungskosten. Er ist in der Regel niedriger als der Wiederbeschaffungswert, da er sich rein auf den Marktwert des Fahrzeugs bezieht, ohne den Aufwand für den Fahrzeugersatz zu berücksichtigen. Versicherungen ziehen jedoch bevorzugt den Wiederbeschaffungswert zur Berechnung heran, da dieser praxisnaher ist und die Kosten für eine Neuanschaffung besser abbildet.